Kategorie Ortsverband Pleinting

Unterwegs mit dem VdK auf dem Pleintinger Rundweg – Informationen zu historischen Gebäuden und den drei ehemaligen Brauereien im Ort

Gruppenfoto vom Pleintinger Rundweg
© privat

Pleinting. Bei herrlichem Herbstwetter mehr über ihren Heimatort erfahren – das war den Teilnehmern des VdK-Stammtisches letzten Sonntag gegönnt. Dazu eingeladen hatten die Vorstandschaften der Ortsverbände Pleinting und Alkofen im Rahmen ihres gemeinsamen Stammtisches. Nach einer kurzen Begrüßung der zahlreichen Interessierten, darunter auch VdK-Kreisvorsitzender Willi Wagenpfeil, den Vorstandsmitgliedern Fredi Grill und Josef Reicherseder durch die Stadträtin und Vorsitzende Silvia Ragaller ging es auch gleich los und Chronist Erich Fuchs sen. war in seinem Element! „Erfahren Sie mehr über die Geschichte unseres Marktes auf diesem kurzen Rundweg“ so Fuchs - und dies in knapp einer Stunde. Gesagt, getan. Gestartet wurde am Gasthof Baumgartner, von dort führte er die Gruppe zum ehemaligen Fährhaus und der Fähranlegestelle; 1971 wurde der Fährbetrieb eingestellt und die Fähre ins Museum nach Bremerhaven gebracht. Anschaulich schilderte er die schrecklichen Folgen von Hochwasser und den Eisschollen des Eisstoßes von 1954, denen die Pleintinger Bürger früher immer wieder ausgeliefert waren, dem Hochwasser zuletzt 2013. Kurze Zeit später war der lang ersehnte Hochwasserschutz fertiggestellt und erfreulicherweise blieben die Bürger diesen Frühsommer durch diese Vorrichtung vom Hochwasser verschont. Zurück auf der Hauptstraße wurde auf den Stufen vor dem Kriegerdenkmal Halt gemacht. Hier wusste Fuchs zu berichten, dass an dieser Stelle bis 1897 das Gasthaus Frischhut stand, welches von Bürgern gekauft und dem Bau der neuen Pfarrkirche weichen musste. In diesem Gasthaus gründete sich 1867 der Veteranenverein, der heutige KRV. Das Kriegerdenkmal wurde vor 101 Jahren eingeweiht und müsste nun teilweise wieder renoviert werden. Dass die jetzige „Alte Kirche“ mit der Hausnummer 34 ehemals die Pfarrkirche St. Nikolaus hieß, wussten nur wenige; die im Rahmen der Städtebausanierung West aufwendig sanierte Begegnungsstätte erfreut sich großer Beliebtheit u.a. für Konzert-, Vortrags- und Kinoaufführungen. Über das markante Eckhaus mit der Hausnummer 44 berichtete Fuchs, dass es sich hier um das ehemalige Rathaus handelt. Als 1504 der Markt und damit auch das ursprüngliche Gebäude durch die Verteidiger von Vilshofen im Landshuter Erbfolgekrieg abgebrannt wurde, wurde die Ruine 1530 dem Markt vom Herzog zum Bau eines Rathauses überlassen. Ausgestattet mit Freiheitsrechten, die denen der Stadt Vilshofen glich und dem eigenen Wappen wurde die zentrale Stellung des Marktes gestärkt. Anfang des 19. Jh. Bis Mitte des 20. Jh. wurde das Rathaus auch als Schule genutzt. Am 27. April 1978 fand hier die letzte Marktratssitzung statt, da der Markt Pleinting seine Selbständigkeit verlor und als Ortsteil zur Stadt Vilshofen kam. Nach rund 450 Jahren verlor damit das Gebäude seine Funktion als Rathaus, in dem zunächst der Kämmerer, später der Gemeindevorstand und ab dem 19. Jh. der Bürgermeister mit dem Marktrat die Geschicke des Marktes leiteten. „Früher hatte Pleinting 13 Wirtshäuser, eines davon war die „Blaue Donau“, so Fuchs. Heute wird das denkmalgeschützte Gebäude u. a. für Montagearbeiter vermietet, nachdem es von einem privaten Investor renoviert wurde. Einer der drei Pleintinger Brauereiinhaber war im 20. Jahrhundert Paul Klinger (ehem. Brauerei Bachmayer); die Brauerei wurde zwischen 1916-1917 stillgelegt. Das Gasthaus wurde noch weitergeführt, das Anwesen befindet sich im Privatbesitz. Leider ist das „Klingerhaus“ eines der wenigen Gebäude, das im Ortskern noch nicht saniert wurde. Im Gegensatz zur ehemaligen Zech-bzw. Schaudeck-Brauerei, besser bekannt unter dem Namen „Schneiderhaus“. Dort wurde noch bis 1902 gebraut. Seit diesem Sommer ist – neben einer betreuten Wohngruppe und einigen Dachwohnungen - die Seniorentagesstätte Kammerer dort eingezogen. Interessantes gab es am Dorfbrunnen zu berichten, der sich in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen „Hundsgasse“ befindet. Seit 1960 heißt diese Dr.-Schlögl-Straße, da hier das Geburtshaus von Alois Schlögl, Mitbegründer der CSUkurz fürChristlich-Soziale Union und Mitgestalter der Bayerischen Verfassung steht. Eine Gedenktafel erinnert an den Pleintinger Ehrenbürger. Er wurde 1946 in den Bayerischen Landtag gewählt und ab 1948 bis 1954 war er Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Eine Marmor-Gedenktafel erinnert an den Mitbegründer des Bayerischen Bauernverbands im Jahr 1945. Zurück am Gasthof Baumgartner, der ehemals dritten Brauerei im Ort (hier wurde bis 1913 gebraut), stellte sich die Gruppe vor dem sanierten Gebäude zum Erinnerungsfoto. Die Fam. Baumgartner hatte auch einen Sommerkeller im Kaltendörfl an der Alten Straße, der heute noch besteht und im Privatbesitz ist. Nebenbei erfuhren die Zuhörerinnen und Zuhörer, dass hier 1868 vom damaligen Bierbrauer und Gastwirt Josef Oswald die Feuerwehr mit 37 Mann gegründet und erstmalig der Schäfflertanz 1882 aufgeführt wurde. Fuchs betonte die damalige Nachhaltigkeit durch kurze Wege. Die Brauereien hatten ihre eigenen Wasserquellen, eigenen Hopfenanbau und eigene Sommerkeller zur Bierkühlung mit zugehörigen Kegelbahnen. Da vermutlich auch das meiste Bier in Pleinting selbst getrunken wurde, wurden lange Transportwege vermieden.

Anschließend wurde noch ausführlich anhand von alten Bildern und Aufzeichnungen, die Fuchs parat hatte und auf Leinwand projizierte, über die Pleintinger Historie, den Gebäuden, Menschen uvm. in der Gaststubn berichtet und dabei so manche Erinnerung bei Kaffee und Kuchen ausgetauscht. Der kurzweilige und informative Nachmittag verging viel zu schnell bei so viel Geschichte(n)!

Die nächste Veranstaltung des VdK Pleinting ist am Sonntag, den 08. Dezember ab 12.00 Uhr: Jahreshauptversammlung mit anschließender Adventfeier im Freibadrestaurant „Panorama“ als Einstimmung auf den 2. Advent.