Kategorie Behinderung

Der Weltraum zum Anfassen

Von: Sebastian Heise

Um blinden und sehbehinderten Menschen eine Vorstellung von Erde, Mond, Sonne und Planeten zu geben, bieten drei ehrenamtliche Mitglieder der Beobachtergruppe der Sternwarte des Deutschen Museums in München einen Astronomie-Workshop an.

Schritt für Schritt tastet sich Nadja Morscher mithilfe einer gespannten Schnur zum Mond. Als sie das kleine Modell erreicht, fragt sie überrascht „So klein?“ Zuvor hatte sie am anderen Ende der Schnur die deutlich größere Erde in Form eines fußballgroßen Plastikballs in der Hand. Diesen konnte sie nur mit beiden Händen greifen. Der Mond dagegen passt in eine Hand.

Gemeinsam mit zehn anderen sehbehinderten Menschen sowie drei Begleiterinnen und Begleitern nimmt die blinde Österreicherin an dem Workshop in der Münchner Geschäftsstelle des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbunds teil. Organisiert wird dieser von Dr. Birgit Otte, Harald Vorbrugg und VdK-Referent Eberhard Grünzinger, die sich ehrenamtlich in der Beobachtergruppe engagieren.

Zweite Auflage

Nachdem die erste Veranstaltung von ihnen auf so großes Interesse gestoßen war, ist dies bereits die zweite Auflage, und Eberhard Grünzinger kündigt an, dass es weitere Workshops geben soll. „Wir versuchen, die Unendlichkeit des Weltraums greifbar zu machen“, sagt er zur Begrüßung. Harald Vorbrugg, Luft- und Raumfahrtingenieur, führt zu Beginn des Abends in die Astronomie ein und erklärt anhand von Fragen und Antworten, bei denen er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einbindet, was ein Stern ist, was die Planeten kennzeichnet, warum Pluto nicht mehr als Planet gilt, was Asteroiden, Kometen und Sternschnuppen sind.

Astrophysikerin Birgit Otte geht in ihrem Vortrag detaillierter auf das Sonnensystem ein. Während sie die einzelnen Planeten vorstellt, reicht sie ein um ein 40-millionenfach verkleinertes Tastmodell herum, bei denen auch die Oberfläche denen der großen Vorbilder ähneln. Mit Gewichten können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Anziehungskraft der Planeten mit der der Erde vergleichen. Während alle mit Interesse die Modelle und Gewichte ertasten, erzählt Birgit Otte mehr über die Planeten, beispielsweise, dass der Merkur, der der Sonne am nächsten steht, keinen einzigen Mond hat, der Saturn dagegen 82.

Die Erde hat bekanntermaßen einen Mond, und mit dem beschäftigt sich Eberhard Grünzinger. Zunächst erzählt er von den Mond-Missionen der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA. Der Referent erinnert daran, dass Neil Armstrong, der erste Mann auf dem Erdtrabanten, und seine Kollegen Buzz Aldrin und Michael Collins drei Tage benötigten, um zum Mond zu gelangen.

Nach weiteren spannenden Fakten bittet er Bernd Steinmüller, der seine sehbehinderte Frau Cecilie Aulfes-Steinmüller begleitet, die „Erde“ in die Hand zu nehmen. Das mit einer Schnur verbundene, deutlich kleinere Mond-Modell hält Birgit Otte etwa neun Meter entfernt in der Hand. Bei der kleinen Kugel ist auch die Mondoberfläche mit Kratern und Gebirgen nachgeahmt. Durch die gleichen Verhältnisse beim Umfang sowie der Distanz zwischen den Modellen sollen alle ein Gefühl für die Relationen bekommen.

Offensichtlich gelingt dies, wie sich an der Reaktion von Nadja Morscher zeigt. Beeindruckt sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch von den Tastmodellen. Darunter ist eines, das dem Schuhabdruck von Neil Armstrong auf dem Mond nachempfunden ist.

Infos zu dem Astronomie-Workshop für blinde und sehbehinderte Menschen und weiteren Terminen bekommen Interessierte bei der Beobachtergruppe der Sternwarte Deutsches Museum unter Externer Link:https://www.beobachtergruppe.de.