Kategorie Ehrenamt VdK-Zeitung

Ein engagiertes Duo

Von: Elisabeth Antritter

Zwei VdK-Berater für Barrierefreiheit lassen nicht locker, auf Hürden hinzuweisen

Auf dem Foto sieht man Christine Halaby (links) und Reiner Schweiger.
Christine Halaby und Reiner Schweiger. © privat

In unserer Serie „Engagiert im VdK“ stellen wir im September zwei VdK-Berater für Barrierefreiheit vom VdK-Kreisverband Kaufbeuren-Ostallgäu vor: Christine Halaby und Reiner Schweiger aus Füssen setzen sich dafür ein, dass ärgerliche Hürden abgebaut werden, damit Menschen mit Behinderung die Stadt und die Region ohne Hindernisse erleben können.

Es ist ein weltberühmtes Postkartenmotiv: Schloss Neuschwanstein, das romantisch auf einem Fels thront. Wer das Märchenschloss König Ludwigs II. mit der Bahn besuchen möchte, steigt im nahegelegenen Füssen aus, das ebenfalls sehenswert ist. Doch hier stoßen Blinde und Sehbehinderte, Rollifahrer, Menschen mit Gehwagen und alle anderen, die in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, auf Barrieren. Diese einzureißen, ist Christine Halaby und Reiner Schweiger eine Herzensangelegenheit. 

Zusammengeschweißt

Dass sie zu einem kämpferischen Duo in Sachen Barrierefreiheit geworden sind, hat auch mit ihrer persönlichen Geschichte zu tun: Beide haben jahrelang ihre Ehepartner gepflegt. „Als wir uns kennenlernten, merkten wir, wie gut es tut, sich mit einem Gleichgesinnten auszutauschen“, erzählt Christine Halaby. „Die geteilte Erfahrung hat uns zusammengeschweißt“, ergänzt Reiner Schweiger.

Bevor das Team ehrenamtlich als VdK-Berater für Barrierefreiheit aktiv war, hat es sich bereits dafür eingesetzt, dass sich Menschen mit Einschränkungen ohne Hindernisse im öffentlichen Raum bewegen können. „Ich engagiere mich seit 2003 im Behindertenbeirat der Stadt Füssen“, sagt Schweiger. Beide VdK-Mitglieder unterstützen zudem die „Interessengemeinschaft für Menschen mit eingeschränkter Mobilität Füssen“ (IGM), die sie mitgegründet haben.

Christine Halaby erzählt vom neuen Bahnhof, der Ende 2016 eröffnet worden ist. Sie war damals bei einem Ortstermin mit dem ehemaligen Bürgermeister dabei und trat als Sprecherin der Gruppe gemeinsam mit den Behindertenbeauftragten von Stadt und Landkreis auf. „Wir wiesen auf Schwachstellen hin“, erinnert sich die 68-Jährige. So mussten Rollstuhlfahrer Umwege in Kauf nehmen, weil der Gehweg auf der Seite zum Busbahnhof keine Absenkung hatte. Schließlich sei nachgebessert worden. Ein Erfolg für die Gruppe.

„Doch das hätte man schon bei der Planung mitbedenken müssen“, kritisiert die Ehrenamtliche. Reiner Schweiger ärgerte sich damals, dass den Mitgliedern der IGM von Seiten der Stadt „Halbwissen“ vorgeworfen worden ist. „Heute unterstellt uns das keiner mehr“, freut sich der 70-Jährige. „Seit wir uns Ende 2018 zu VdK-Beratern für Barrierefreiheit haben zertifizieren lassen, sind wir gut gerüstet. Und mit dem VdK im Rücken tut man sich leichter“, erzählen beide. „Hinzu kommt, dass die Stadt mittlerweile offener für konstruktive Kritik ist“, lobt Schweiger.

Auch die bundesweite VdK-Kampagne „Weg mit den Barrieren!“ im Jahr 2016 habe die Menschen nachhaltig sensibilisiert, bestätigt der VdKler. Zuletzt hat er mit Christine Halaby den Durchgang am Krankenhaus in Füssen vom Blutangerweg zum Lechuferweg geprüft. Das Begehungsprotokoll mit Fakten, Fotos der Hindernisse und Verbesserungsvorschlägen haben sie bereits der Stadt Füssen übergeben. Wenn das Duo unterwegs ist, zücken sie Wasserwaage und Zollstock. Denn es gibt viel abzumessen. Wie steil ist eine Rampe? Wie lang und breit ein Übergang? Wie groß der Bewegungsradius in einem Behinderten-WC?

Die VdK-Berater für Barrierefreiheit haben sich ein Ziel  gesetzt: „Wir lassen nicht locker, auf Hürden hinzuweisen.“ Mit „Mickey-Mouse-Lösungen“ – so nennen sie abgespeckte Varianten – „geben wir uns nicht zufrieden“, betonen Christine Halaby und Reiner Schweiger.