„Glück sollte man nicht aufschieben“
Manchmal zeigt ein Schicksalsschlag, was wirklich zählt. So erging es dem Ehepaar Straub aus Frauenau in Niederbayern. Nach dem Schlaganfall von Hans Straub kämpften sich beide zurück ins Leben.
Gerade ist Faschingszeit. Beim VdK-Ortsverband Zwiesel im Kreisverband Arberland gibt es wieder ein „Faschingskranzerl“. Mittendrin genießt das Ehepaar Hans und Gerda Straub den närrischen Nachmittag – dezent verkleidet. Ohne Schminke und Perücke. Er trägt einen glitzernden lachsfarbenen Hut mit dazu passender Krawatte, sie ist geschmückt mit großen CreolenOhrringen und einem bunten Stirnband. Dass sie bei geselligen Veranstaltungen wieder selbstverständlich mit dabei sein würden, hätte vor einem Jahr keiner von beiden gedacht.
Vor zwölf Monaten erlitt Hans Straub einen Schlaganfall. „Er traf mich wie ein Blitzschlag. Ich wurde aus einem sportlich aktiven Leben gerissen.“ Am Anfang sei das sehr belastend gewesen. „Dann habe ich mich heftig bemüht, wieder auf die Beine zu kommen, etwa mit Physio- und Ergotherapie. Dabei hat mir am meisten geholfen, dass ich eine wunderbare Frau habe. Ich weiß, dass sie Großes leistet. Denn das Leben hat sich nicht nur für mich, sondern auch für Gerda verändert. Sie hat mitgelitten. Ich war gar nicht mehr in der Lage, Gespräche zu führen. Heute sagen unsere Freunde: Hans, deine Stimme ist wieder kräftig, fast wie vorher.“
Manchmal hat das Umfeld allerdings besorgt reagiert, erinnert sich Hans Straub. Ein Beispiel: Freunde und Familie glaubten, dass er nun sicher einen Treppenlift benötigt, da das Bad im ersten Stock des Hauses ist. Doch der Physiotherapeut, der ihn betreut, hat ihn zu möglichst viel Selbstbestimmung animiert. Er sagte ihm: „Wenn du es ohne Treppenlift schaffst, rauf- und runterzukommen, ist das das beste Training.“ Gerda Straub war damals ebenfalls unsicher, ob das gut gehen würde. Heute weiß die Niederbayerin, dass dieser Weg sich positiv auf die Psyche ihres Mannes ausgewirkt hat, die nach der Erkrankung angeschlagen war.
Beratung beim VdK
Sie hatte nach dem Schlaganfall ihres Mannes viele Fragen. Was passiert nach dem Krankenhausaufenthalt und der Reha? Kompetente sozialrechtliche Beratung bekam sie in Regen bei VdK-Kreisgeschäftsführer Helmut Plenk. „Er ist ein Mutmacher“, lobt Gerda Straub. Das Ehepaar hat bald darauf einen Tagespflegeplatz gefunden. Dort ist Hans Straub drei Tage pro Woche untergebracht.
„Mir ist bewusst, dass ich nicht mehr hundertprozentig gesund werde.“ Während der 77-Jährige das sagt, klingt seine Stimme voller Lebensfreude. Das erklärt er so: „Ich habe viel Schönes erlebt, auch gemeinsam mit meiner Frau. Davon kann ich jetzt zehren.“ Seine Botschaft an junge Menschen lautet daher: „Glück sollte man nicht aufschieben.“
Dass die Straubs durch dick und dünn gehen, hat Franziska Geiß, VdK-Wohnberaterin des Kreisverbands Arberland, sehr berührt. Sie hat das Ehepaar besucht und ihnen Tipps für eine barrierefreie Wohnraumanpassung gegeben.
Wertvoll war für Gerda Straub zudem der Kurs für pflegende Angehörige des VdK Bayern. „Dort lernte ich, dass die Pflegeperson auf sich schauen muss.“ Deshalb hat die 61-Jährige bei dem geplanten Italienurlaub ihre Tochter gebeten, mitzufahren, um ihre Mutter bei der Pflege zu entlasten, „sonst ist das für mich keine Erholung“.
Obendrein freuen sich die Straubs schon auf die nächsten Veranstaltungen des VdK Zwiesel. „Ingrid Kufner und Walter Gruber vom Vorstand haben uns dazu ermutigt, wieder in den Alltag zurückzukehren, Freunde zu treffen. Weil sonst die Gefahr besteht, dass man sich zu sehr in sein Schneckenhaus zurückzieht.“