Ohne Netzwerk nicht zu schaffen
Sara Buschmann erklärt, weshalb „alleinerziehend“ kein Einzelschicksal ist
„Alleinerziehend“ ist ein Stempel, den Frauen hierzulande kaum loswerden. Diese Erfahrung hat auch Sara Buschmann gemacht. 2021 hat sie sich entschlossen, ein Netzwerk für Betroffene aufzubauen, und die Online-Plattform SOLOMÜTTER (www.solomuetter.de) gegründet. Die heute 45-Jährige spricht im Interview mit der VdK-ZEITUNG über ihre ehrenamtliche Arbeit und bringt auf den Punkt, was sich in Deutschland für Alleinerziehende verbessern muss.
Weshalb ist es kein Einzelschicksal, als Mutter alleinerziehend zu sein?
Dass Solomütter keine Ausnahmeerscheinung sind, zeigen die Zahlen. Die allermeisten Kinder getrennter Eltern werden von ihren Müttern aufgezogen: 88 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen. Sie organisieren die Kinderbetreuung und müssen gleichzeitig ihren Lebensunterhalt verdienen.
Bekommen denn die Mütter keinen Unterhalt von den Vätern?
Leider gilt: Rechtsanspruch ist nicht gleich Rechtswirklichkeit. Denn etwa die Hälfte der Alleinerziehenden bekommt keinen Betreuungsunterhalt. Das Bittere: 70 bis 80 Prozent der nicht zahlenden Väter hätten die finanziellen Mittel, um zu bezahlen. Für dieses Versäumnis muss der Staat einspringen, etwa mit Sozialleistungen. Es handelt sich also um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Situation für Betroffene zu verbessern.
Was sind die größten Probleme?
Es gibt viele. Beispielsweise ist das Risiko für alleinerziehende Frauen, in der Rente in Altersarmut zu leben, hoch – obwohl 71 Prozent dieser Mütter erwerbstätig sind. Davon arbeiten 46 Prozent in Vollzeit oder vollzeitnah.
Was stärkt alleinerziehende Frauen? Welche Anlaufstellen gibt es?
Ich habe gemerkt, dass „alleinerziehend“ ein Stigma ist und Schamgefühle erzeugt. Darum ist ein gutes Netzwerk wichtig. So bin ich über die Unterstützung meiner Eltern und meines Freundeskreises dankbar. Aber Betroffenen fällt es nicht leicht, um Hilfe zu bitten.
Daher lautet mein Appell: Bitte helfen Sie Müttern in Trennungssituationen. Nicht zuletzt ist es ratsam, Kontakt zu anderen Betroffenen zu suchen, um sich auszutauschen. Auch das Internet kann einen geschützten Raum bieten, etwa unsere Community der SOLOMÜTTER. Zudem ist eine kompetente Beratung durch Vereine wie den Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) zu empfehlen.