So werden Städte und Gemeinden klimafit
Bäume der Zukunft, Fassadengrün, Dachbepflanzung: Mit mehr Grün gegen Hitze und Überschwemmungen
Steigende Temperaturen heizen urbane Räume mit viel Beton und Asphalt immer weiter auf. Starkregen sorgt für Überschwemmungen. Mit einer nachhaltigen Planung können Städte und Gemeinden gegensteuern. Dazu gehört mehr Grün in Form von Parks oder einer entsprechenden Dach- oder Fassadengestaltung. Der Sozialverband VdK weist darauf hin, dass es auch soziale Folgen des Klimawandels gibt. Betroffen sind vor allem ärmere Menschen.
Grünflächen verschönern nicht nur die grauen Straßenzüge, sondern verbessern das städtische Mikroklima nachhaltig. Sie machen Städte attraktiver und schaffen die Voraussetzungen für eine lebenswerte Zukunft. Wolfgang Groß, Umweltreferent beim Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL), stellt klar, dass die Klimakrise insbesondere den Stadtbäumen zu schaffen macht. „Da werden unsere heimischen Bäume auf lange Sicht nicht mehr wachsen“, sagt er. Diese weiter anzupflanzen, seien „rausgeschmissene Steuergelder“.
„Klimabäume“
Er rät zu standortgerechten Bäumen aus anderen Regionen – „Klimabäume“ genannt. Wichtige Eigenschaften sind eine Toleranz gegenüber Hitze, Luft- und Bodentrockenheit, Stürmen, Feinstaub, Streusalz, Krankheiten und Schädlingen. Zudem müssten sie ausreichend winterhart sein. So werden Kastanien und Fichten über kurz oder lang aus dem Stadtbild verschwinden. Und stattdessen Amberbaum, Ginkgo und verschiedene Ahornsorten zu finden sein. Denn: Ohne Bäume geht es nicht. Sie erzeugen ein kühlendes Mikroklima, wirken als Feinstaubfilter, spenden Schatten und sind Lebensraum für viele Tierarten. Außerdem haben diese grünen Oasen einen Saugeffekt bei starken Regenfällen, indem sie große Mengen an Wasser speichern und das Risiko von Hochwasser mindern können. Die Initiative „Grün in die Stadt“ – getragen vom BGL – erklärt hierzu den Begriff „Schwammstadt“: Durch Grünflächen kann Regenwasser schneller und besser versickern, sodass Überschwemmungen vermieden werden.
Weitere Informationen gibt es unter Externer Link:www.gruen-in-die-stadt.de und beim Bund deutscher Baumschulen unter Externer Link:www.gruen-ist-leben.de
„Die Sommer werden immer heißer, die Hitzeperioden häufiger und länger. Dabei wirken Straßen und Gebäude wie Speicher, die Wärme abgeben. In der Folge kühlen Städte nachts kaum noch ab“, erklärt Groß. Vor allem alte Menschen und Kinder leiden unter der Hitze. „Parks, kleine Seen und Kanäle, begrünte Dächer und Fassaden sorgen für ein kühleres Stadtklima und frische Luft im Sommer“, so Groß. Stadtgrün helfe also nicht nur, die Luft zu filtern, sondern auch, die Aufheizung von Stadtgebieten zu verringern. Schon seit Jahrzehnten profitieren große deutsche Städte wie Berlin, München, Frankfurt oder Köln von großen Parks, den grünen Lungen der Städte.
In den bundesdeutschen Großstädten haben rund ein Drittel der Menschen keinen Zugang zu einem privaten Garten oder begrünten Innenhof. „Der nächste Park sollte in zehn Minuten zu erreichen sein. Das soll kein Privileg Bessergestellter in teureren Vierteln sein“, betont Groß.
VdK: Neue soziale Frage
Der Sozialverband VdK sieht dies genauso und setzt sich mit dem Klimawandel vor allem aus Sicht der sozialen Gerechtigkeit auseinander. „Klimawandel ist die neue soziale Frage. Ärmere Menschen, Ältere und Kinder sind besonders von den negativen Folgen betroffen“, so der VdK. Er fordert Hitzeschutzpläne für Pflegeheime, Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen.
Klimapolitik sei auch Gesundheits- und Sozialpolitik. Die finanziellen Lasten würden Menschen mit kleinem Einkommen schwerer treffen. Zusatzausgaben müssten deshalb möglichst gerecht auf den Schultern der Gesellschaft verteilt werden. Genannt werden etwa Kosten für Dämmung, Kühlung oder Raumlüftung. Der VdK gibt zu bedenken, dass Ärmere wegen ihrer oft schlechten Wohnsituation gesundheitliche Risiken haben. Sie lebten häufiger in schlecht sanierten Altbauten, Dachgeschosswohnungen und in städtischen Hitzeinseln.