Kategorie Klima & Mobilität

Teil der Veränderung werden

Von: Elisabeth Antritter

Die Klimapsychologin Janna Hoppmann aus Berlin hat das Start-up-Unternehmen „Climate Mind“ gegründet und möchte Menschen sowie Organisationen zu klimafreundlicherem Handeln befähigen. 

Was ist eigentlich Klimapsychologie? Die Mehrheit wird davon noch nie gehört haben.

Klimapsychologie als Forschungsdisziplin ist noch relativ jung. Sie untersucht das Erleben und Verhalten im Klimaschutz und während der Klima­krise. Die Expertinnen und Experten beschäftigt beispielsweise die Frage, unter welchen Bedingungen Menschen bereit sind, sich für Umwelt- und Klimaschutz einzusetzen.

Woran liegt es, dass oft eine Lücke zwischen dem Wissen um die ökologische Krise und klimafreundlichem Handeln klafft?

Studienergebnisse zeigen: Eine große Mehrheit der Bevölkerung macht sich Sorgen wegen der Klimakrise. Aber es gibt psychologische Mechanismen, die uns davon abhalten, aktiv zu werden. Einer davon ist die Emotionsregulation. Kurz zur Erklärung: Auf erschreckende Nachrichten reagieren wir oft damit, dass wir die Aufmerksamkeit bewusst und unbewusst auf positive Ereignisse lenken. Denn es wäre nicht auszuhalten, alles Bedrohliche an uns heranzulassen. Indem wir möglichst viele angenehme Emotionen finden, geht es uns besser.

Wie ließe sich dieser Selbstschutz-­Mechanismus aushebeln?

Um beim Beispiel der Medien zu bleiben: Nachrichtenmacher sind verantwortlich dafür, wie über Klimakatastrophen berichtet wird. Sind die Nachrichten größtenteils negativ, führt das, wie gesagt, dazu, dass sich viele Leserinnen und Leser machtlos fühlen und erstarren, anstatt zu handeln. Stellen Journalistinnen und Journalisten in ihren Berichten jedoch eine Balance aus angenehmen und unangenehmen Meldungen her und liefern außerdem Handlungstipps mit, kann das Menschen aus der Passivität herausholen.

Plastikverpackungen vermeiden, auf regionale Lebensmittel achten – wer versucht, nachhaltig einzukaufen, merkt, wie mühsam und teuer das sein kann.

Klimafreundlicher Konsum sollte sich eigentlich bequem umsetzen lassen und für jedermann erschwinglich sein. Es fehlen politische und wirtschaftliche Lösungen, damit sich jeder Mensch umweltbewusst verhalten kann. Wir brauchen viel mehr Produkte, die von vorne bis hinten nachhaltig sind.

Expertinnen und Experten sagen, dass arme Menschen am wenigsten Verantwortung für die globalen Umweltpro­bleme tragen. Wäre hier eine Umverteilung zwischen Arm und Reich nötig?

Auf jeden Fall. Den größten ökologischen Fußabdruck haben Multimillionäre. Menschen mit wenig Einkommen dagegen haben nur geringe CO2-Emissionen. Klimaschutz sollte daher sozial gerecht sein. Es braucht finanzielle Entlastungen, um arme Menschen zu unterstützen. Sie sind meist auch gesundheitlich viel stärker gefährdet und leiden zum Beispiel am meisten unter der Hitze.

Wie kann es gelingen, die ökologische Krise zu bewältigen?

Nur gemeinsam ist es zu schaffen, Lösungen für die globalen Um­weltprobleme zu entwickeln. Wir können natürlich trotzdem als Einzelpersonen versuchen, möglichst sparsam zu konsumieren. Noch nachhaltiger, aber auch zeitaufwendiger sind Verhaltensweisen, die wir als Bürgerinnen und Bürger gemeinsam wahrnehmen können: politisch aktiv werden, einen Verein gründen. Dadurch verändern wir gesellschaftliche Rahmenbedingungen und stärken den sozialen Zusammenhalt. Hierbei ist es wichtig, das Augenmerk auf Erfolgserlebnisse zu richten. Was haben wir mit unserem Engagement schon alles geschafft? Das motiviert Ehrenamtliche, um auch in Zukunft etwas mit anderen zu bewegen und Teil der Veränderung zu werden.