Kategorie VdK-Zeitung

Seit 50 Jahren am Mikrofon

Von: Sebastian Heise

Zum ersten Mal seit 27 Jahren wird Peter Urban am 11. Mai nicht den Eurovision Song Contest im deutschen Fernsehen kommentieren. Mit etwas Wehmut, aber vor allem viel Dankbarkeit blickt er auf diese Zeit zurück, wie er erzählt.

Moderator Peter Urban sitzt im NDR-Studio.
Moderator Peter Urban im NDR-Studio. © NDR/Uwe Ernst

Viele Zuschauerinnen und Zuschauer werden Peter Urban beim ESC-Finale am 11. Mai natürlich vermissen. Für ihn selbst ist klar, was er dann machen wird: „Garantiert sitze ich auf dem Sofa und werde das erste Programm schauen“, sagt er. „Ein bisschen Wehmut wird dabei sein.“ Vor allem die Kommentatorinnen und Kommentatoren aus den anderen Ländern Europas sowie aus Israel und Australien werde er vermissen. Dieses Vergnügen wird nun sein Nachfolger, der Radio- und Fernsehmoderator Thorsten Schorn, haben.

Die Live-Übertragung aus Malmö wird Urban allein mit seiner Frau anschauen und kein Event daraus machen, sagt der 76-Jährige. Ähnlich wie beim Fußballschauen will er sich ganz auf die Darbietungen der Künstlerinnen und Künstler konzentrieren.

Seit frühester Jugend ist Urban Musikfan, wie er in seiner Autobiografie „On Air“ erzählt. Mehr als 5000 Konzerte hat er in seinem Leben besucht. Schon als Jugendlicher und Student hat er sich Platten und Fachzeitschriften aus England schicken lassen und sich ein enormes Wissen über Popmusik angeeignet.

So kam er vor fünf Jahrzehnten zum Norddeutschen Rundfunk (NDR): Als er eine seiner Lieblingssendungen hörte, fiel ihm ein Fehler auf. Er schrieb Moderator Klaus Wellershaus einen freundlichen Brief und wies auf die Ungereimtheit hin. Wellershaus war von Urbans Wissen angetan und lud ihn zu einem Gespräch ins Funkhaus in Hamburg ein. Sie freundeten sich an, und so kam Urban ein paar Jahre später zum Fernsehen und dann zum Hörfunk.

Am 9. Mai wird er 50 Jahre im Radio „on air“ sein. Wegen des Feiertags Christi Himmelfahrt kommt seine Jubiläumssendung  eine Woche später, am 16. Mai von 20 bis 24 Uhr. Das Programm von „NDR 2 Soundcheck – Die Peter Urban Show“ steht auch schon. Er wird die Lieder spielen, die er vor einem halben Jahrhundert, damals noch in Form von Schallplatten, selbst zum Sender mitgebracht und aufgelegt hat, darunter Songs von Reggae-Legende Bob Marley und Soulsänger Bobby Womack.

Außerdem wird er weitere Folgen des Podcasts „Urban Pop“ aufnehmen. Darin unterhält er sich mit NDR-Kulturredakteur Ocke Bandixen jeweils über einen Musikstar oder eine große Band. In den Folgen, abrufbar in der ARD-Audiothek, erzählt er immer wieder von seinen Begegnungen mit Stars, die er als Radioreporter in seiner Karriere getroffen hat.

Auf Lesereise

Seit einem Jahr liest Urban außerdem mit großer Freude aus seinem Buch „On Air“. Dabei amüsieren sich die Menschen über so manche ESC-Anekdote wie beispielsweise aus dem Jahr 2011: Damals sind plötzlich die Leitungen ausgefallen, und die Kommentatoren mussten minutenlang über Telefon sprechen. „Ich fing dann in der Live-Sendung an zu nölen und fragte ‚Sind wir denn in Kasachstan? Können wir keine Leitung von Düsseldorf nach Hamburg schalten?‘“ Das ging groß durch die Presse, und die kasachische Botschaft schrieb einen Brief, in dem sie anbot, künftig die Übertragungstechnik für den ESC bereitzustellen.

Ans Aufhören denkt Peter Urban noch lange nicht, vor allem aus einem Grund: „Es macht einfach Spaß!“ 

Eurovision Song Contest

Malmö in Schweden ist 2024 Gastgeber des 68. Eurovision Song Contests. Interpretinnen und Interpreten aus 37 Ländern singen um den Sieg. Die Halbfinals am 7. und 9. Mai sind jeweils ab 21 Uhr im ARD-Sender One zu sehen. Das Finale am 11. Mai ab 21 Uhr überträgt das Erste.

Externer Link:www.eurovision.de