#naechstenpflege
Mit unserer Pflegekampagne 2022 forderten wir die Politik zum Handeln auf – für eine gute Nächstenpflege für alle. Und sagten konkret, was besser werden muss.
Nächstenpflege
Pflegende Angehörige unterstützen Pflegebedürftige beim Essen, bei der Körperpflege und bei der medizinischen Versorgung. Die häusliche Pflege ist für einige pflegende Angehörige ein Vollzeitjob – und zwar ein Job ohne Feierabend und ohne Wochenende. Die Pflege fordert den Angehörigen einiges an physischer Energie ab.
Es gibt darüber hinaus einen Aspekt, der alles überlagert, und das ist die „Symbiose“ von Pflegebedürftigem und Pflegendem. Meist stehen sich diese Menschen als Angehörige oder Freunde sehr nahe. Deshalb ist diese Beziehung auch oft geprägt von Liebe – und da wird es emotional. Trösten, Zuspruch geben, einander beistehen und treu sein löst viele Gefühle aus: Dankbarkeit, Schuld, Scham, Wut oder Trauer. All das braucht Kraft, vor allem psychische.
Bereits existierende Begriffe wie „Pflege zuhause“ oder „häusliche Pflege“ haben bisher nur den Ort dieser Pflege beschrieben – das Zuhause. Der emotionale Aspekt, nämlich eine von Liebe und Verantwortung getragene Symbiose zwischen Pflegendem und Pflegebedürftigem wird damit nicht abgebildet. Wir brauchen also eine Kombination, die sowohl die lokale als auch die emotionale Komponente einbezieht. Deshalb haben wir beschlossen, für diese Kampagne einen neuen Begriff einzuführen, der dem gerecht wird: Nächstenpflege.
Unsere Forderungen 2022
Weiterführende Informationen zu unserer Pflegekampagne finden Sie auch unter Externer Link:www.vdk-naechstenpflege.de
Viele Angehörige fühlen sich durch die Pflege ihrer Nächsten belastet – körperlich, aber auch seelisch. Um die Belastungen zu reduzieren, brauchen sie Unterstützung. Sie müssen regelmäßig durchatmen und neue Kraft tanken können.
Der VdK forderte 2022:
Pflegende Angehörige brauchen mehr Hilfe im Haushalt, bei der Pflege und bei der Betreuung.
- In ganz Deutschland muss es genug Plätze in der Tagespflege, in der Nachtpflege und in der Kurzzeitpflege geben.
- Es wird ein Budget für alle Unterstützungsleistungen gebraucht, sodass pflegende Angehörige gemeinsam mit den Pflegebedürftigen unbürokratisch und flexibel passende Hilfen auswählen können.
- Damit Überlastungen der pflegenden Angehörigen rechtzeitig erkannt und Hilfen organisiert werden können, sind mehr unabhängige Pflegeberatungen notwendig.
Viele pflegende Angehörige stehen vor der Herausforderung, die Pflege mit ihrem Alltag zu vereinbaren: mit dem Haushalt, der Erwerbstätigkeit oder der Betreuung von Kindern. Zeitmangel ist einer der Gründe, warum sich viele pflegende Angehörige belastet fühlen. Für pflegende Angehörige, die berufstätig sind, ist die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf herausfordernd. Ihnen stellt sich die Frage: Zeit oder Geld? Wer seinen Beruf aufgibt oder weniger arbeitet, hat Zeit zum Pflegen, allerdings kein Geld. Wer hingegen weiter Vollzeit arbeitet, hat zwar Geld, allerdings keine Zeit zum Pflegen.
Der VdK forderte 2022:
Mehr Zeit zum Pflegen ohne finanzielle Sorgen für pflegende Angehörige.
- Damit sie genug Zeit zum Pflegen haben, müssen gute Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf geschaffen werden.
- Zusätzlich muss es ein Rückkehrrecht in die Vollzeitbeschäftigung geben.
- Die Pflege von Angehörigen darf nicht zum finanziellen Problem werden. Pflegende Angehörige brauchen eine eigene finanzielle Leistung für die Nächstenpflege, damit sie sich mit ganzem Herzen der Pflege widmen können.
Pflegende Angehörige können unter bestimmten Voraussetzungen durch die Pflege ihre Rente aufbessern. Hiervon profitieren aber nur wenige. Denn wer beispielsweise mehr als 30 Stunden pro Woche arbeitet oder wer schon vollständig in Rente ist, erhält für die Pflege keine extra Rentenpunkte.
Der VdK forderte 2022:
Die Pflege muss sich für die pflegenden Angehörigen bei der Rente lohnen.
- Die Pflege muss in der Rente besser anerkannt werden.
- Die Unterstützung von pflegenden Angehörigen durch Pflegedienste ist wichtig und darf für pflegende Angehörige nicht mit geringeren Rentenpunkten bestraft werden. Außerdem darf ihre Arbeitszeit keine Rolle spielen.
- Auch pflegende Angehörige, die bereits in Rente sind, müssen Rentenpunkte bekommen.
Flyer zur Kampagne
Die VdK-Pflegestudie
Die Situation in der häuslichen Pflege ist gefühlt im besten Fall eine Herausforderung und im schlimmsten Fall dramatisch! Doch wie lässt sich dieses Gefühl mit Zahlen belegen?
Da die Datenbasis zur häuslichen Pflege in Deutschland bestenfalls als lückenhaft bezeichnet werden kann, hat der Sozialverband VdK 2020 eine Pflegestudie bei der Hochschule Osnabrück in Auftrag gegeben, um eine umfangreichere Datenbasis zu Fragen der häuslichen Pflege zu schaffen. Hieraus wurde die bisher größte Befragung zur Nächstenpflege in Deutschland!