Kategorie Sozialpolitik Rente

Altersrenten im Freistaat unter Bundesdurchschnitt

Von: Nicolas Graßy

Neue Rentenzahlen für Bayern für das Jahr 2023

Ein älterer Mann und eine ältere Frau sitzen mit dem Rücken zum Betrachter nebeneinander auf einer Parkbank.
Statistiken der Deutschen Rentenversicherung geben Jahr für Jahr Aufschluss über die durchschnittlichen bayerischen Rentenzahlbeträge. Die Renten in Bayern sind nach wie vor niedrig – besonders bei Frauen. © VdK

Das Thema Rente ist und bleibt ein zentrales Thema des Sozialverbands VdK. Denn auch im reichen Bayern ist Altersarmut weit verbreitet, und viele Menschen haben im Alter finanzielle Sorgen. 21,4 Prozent aller Menschen ab 65 sind in Bayern armutsgefährdet, bei den Frauen sogar 24,5 Prozent (gemessen am Landesmedian). Das ist weiter der höchste relative Wert im Vergleich aller Bundesländer. In den Medien und der öffentlichen Debatte werden jedoch häufig Rentenzahlen genannt, die bei vielen Rentnerinnen und Rentnern Verwunderung auslösen. 

Beispielsweise wird bei Altersrenten gerne der Durchschnittswert nach 35 Versicherungsjahren angegeben. Die durchschnittlichen Rentenzahlbeträge liegen hierbei deutschlandweit für Männer bei 1608 Euro, für Frauen bei 1237 Euro. Viele Menschen – vor allem Frauen – kommen jedoch gar nicht auf 35 Versicherungsjahre, sodass ihre tatsächlichen Renten deutlich darunter liegen. Deutschlandweit erhielten im Jahr 2023 fast 74 Prozent der Männer eine Altersrente von unter 1800 Euro pro Monat, bei den Frauen sogar über 95 Prozent. Nur 4,8 Prozent der Männer hatten eine Rente von über 2400 Euro, bei den Frauen waren es weniger als ein Prozent. Über 73 Prozent aller Frauen in Altersrente bekamen weniger als 1200 Euro pro Monat. 

Statistiken der Deutschen Rentenversicherung geben uns Jahr für Jahr Aufschluss über die durchschnittlichen bayerischen Rentenzahlbeträge – unabhängig von Versicherungsjahren und über alle Rentnerinnen und Rentner hinweg. Kürzlich haben wir neue Rentenzahlen für das Jahr 2023 für Bayern erhalten, die wir Ihnen vorstellen wollen.

Zahlungen an Bestandsrentnerinnen und -rentner

Im Durchschnitt erhielten Bestandsrentner in Altersrente 1400 Euro monatlich, Bestandsrentnerinnen nur 869 Euro und damit rund 38 Prozent weniger als Männer. Im Vergleich der Bezirke waren die Altersrenten für Männer im Bestand in Unterfranken (1431 Euro) am höchsten, am niedrigsten in der Oberpfalz (1351 Euro). Bei den Frauen gab es die höchsten Rentenzahlbeträge in Oberbayern (914 Euro), die niedrigsten in Niederbayern (787 Euro). 

Renten wegen Alters 
Bestandsrentner am 31.12.2023 in Euro
Männer Frauen
Oberbayern 1418 914
Niederbayern 1359 787
Oberpfalz 1351 789
Oberfranken 1359 893
Mittelfranken 1415 905
Unterfranken 1415 819
Schwaben 1402 856
Bayern 1400 869

Leistungen an Neurentnerinnen und -rentner des Jahres 2023

Auch bei den Zugangsrenten lagen die Renten der Männer (1351 Euro) über denen der Frauen (905 Euro). Die höchsten Zahlbeträge gab es im Zugang für Männer in Unterfranken (1397 Euro), für Frauen in Oberbayern (956 Euro). Die niedrigsten Zugangsrenten für Männer gab es in Oberfranken (1310 Euro), für Frauen in Niederbayern (825 Euro). Der Unterschied zwischen Männern und Frauen fällt bei den Zugangsrenten nicht ganz so hoch aus wie bei den Bestandsrenten. Frauen holen demnach gegenüber den Männern auf, auch wenn ihre Renten immer noch weit unter denen der Männer liegen. Bei den Männern gleichen sich die Zugangsrenten langsam den Bestandsrenten an – hier holen Neurentner demnach gegenüber Bestandsrentnern auf.

Renten wegen Alters
Zugangsrentner 2023 am 31.12.2023 in Euro
Männer Frauen
Oberbayern  1348 956
Niederbayern 1349 825
Oberpfalz 1349 842
Oberfranken 1310 920
Mittelfranken  1366 930
Unterfranken 1397 861
Schwaben 1340 883
Bayern 1351 905

Renten bei Erwerbsminderung (EM-Renten)

Auch zu den Erwerbsminderungsrenten wurden neue Zahlen veröffentlicht. Dort ist auffällig, dass der Abstand zwischen Männern und Frauen sowohl im Bestand als auch im Zugang viel geringer ausfällt als bei den Altersrenten. Die höchsten EM-Renten im Bestand erhielten Männer in Niederbayern (1076 Euro), die niedrigsten in Mittelfranken (1013 Euro). Bei den Frauen gab es die höchsten Beträge in Oberfranken (1005 Euro), die niedrigsten in der Oberpfalz (980 Euro).

Bei den EM-Rentenzugängen gab es die höchsten Rentenbeträge für Männer in Oberfranken (1141 Euro), für Frauen in Mittelfranken (980 Euro). Die niedrigsten Beträge wurden für Männer in Mittelfranken (1067 Euro) ausbezahlt, für Frauen in Unterfranken (935 Euro).

Bei den EM-Renten profitieren Männer und Frauen gleichermaßen von Verbesserungen der letzten Jahre, für die sich der VdK engagiert hat, wie zum Beispiel der Verlängerung der Zurechnungszeit: Besonders seit 2019 sind spürbare Anstiege der Rentenbeträge im Vergleich zu den Vorjahren zu erkennen. Die EM-Renten der Männer liegen jedoch weiter deutlich unter den Altersrenten. Seit dem 1. Juli 2024 erhalten nun aber endlich auch EM-Rentnerinnen und Rentner im Bestand einen Rentenzuschlag (bei Rentenbeginn zwischen 2001 und Juni 2014 in Höhe von 7,5 Prozent, zwischen Juli 2014

Renten wegen Erwerbsminderung
Bestandsrentner am 31.12.2023 in Euro
Männer Frauen
Oberbayern  1039 1003
Niederbayern 1076 994
Oberpfalz 1052 980
Oberfranken 1039 1005
Mittelfranken  1013 982
Unterfranken 1060 981
Schwaben 1056 993
Bayern 1046 993

und Ende 2018 von 4,5 Prozent), der sich im nächsten Jahr in der Rentenstatistik deutlich bemerkbar machen wird. 

Renten wegen Erwerbsminderung
Zugangsrentner 2023 Männer am 31.12.2023 in Euro
Männer Frauen
Oberbayern  1090 958
Niederbayern 1115 959
Oberpfalz 1139 942
Oberfranken 1141 957
Mittelfranken  1067 980
Unterfranken 1129 935
Schwaben 1131 963
Bayern 1110 959

Diese Zahlen zeigen, dass die durchschnittlichen Renten in Bayern immer noch niedrig ausfallen – besonders bei Frauen. Die Altersrenten der Männer im Bestand liegen in Bayern 27 Euro unter dem bundesweiten Schnitt, die der Frauen sogar 67 Euro darunter. Das hat zur Folge, dass die Rentenkaufkraft in Bayern ebenso unter dem Durchschnitt liegt. Denn die oftmals hohen Lebenshaltungskosten (vor allem in Regionen mit hohen Mieten) werden nicht durch ebenso hohe Renteneinkünfte kompensiert. 

Der VdK setzt sich daher weiter für ein gerechteres Rentensystem mit höheren Renten ein. Eine der zentralen Forderungen ist ein gesetzliches Rentensystem, in das alle (also auch Politiker, Beamte, Selbstständige) einzahlen. Außerdem sollte die Beitragsbemessungsgrenze angehoben, die Arbeitgeber sollten stärker an den Rentenbeiträgen beteiligt und die Bundeszuschüsse zur  Finanzierung versicherungsfremder Leistungen (zum Beispiel Mütterrente oder Grundrente) dauerhaft erhöht werden. Der Mindestlohn muss auf mindestens 14 Euro steigen, sodass im Alter nach 45 Beitragsjahren eine Rente oberhalb der Grundsicherung gewährleistet ist.

Ein älterer Mann und eine ältere Frau stehen nebeneinander, sie lächeln in die Kamera.

Für eine sichere Rente

Mit Überzeugung hält der VdK Bayern an seiner Forderung nach einem Kurswechsel in der Rentenpolitik fest. Die gesetzliche Rente als wichtigste Säule der Alterssicherung muss gestärkt werden und den über 3,48 Millionen Rentnerinnen und Rentnern in Bayern zum Leben reichen. Erfahren Sie mehr über unsere aktuellen Forderungen und bisherigen Erfolge für eine sichere Rente. 

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