Mobilität ist eine soziale Frage
Der Sozialverband VdK fordert einen Sozialtarif für das Deutschlandticket
![Ein junger Mann, der im Rollstuhl sitzt, verlässt gerade die Bahn durch die Tür.](/assets/lv-bayern/_processed_/3/1/csm_Inklusion_Mobilitaet_16_724d06d02c.jpg)
Das Deutschlandticket, mit dem man seit 1. Januar 2025 für monatlich 58 Euro unbegrenzt mit allen Verkehrsmitteln des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) deutschlandweit reisen kann, ist ein guter Ansatz. Nach Ansicht des VdK muss es aber an entscheidenden Stellen nachgebessert werden.
Zu Hause Zugang zu Kanalisation und Strom zu haben, ist hierzulande selbstverständlich. Aber genauso müssen die Menschen auch von ihrer Haustür aus mobil sein, um zu Arbeit und Bildung, zu Freunden, Verwandten und Kulturveranstaltungen, aber auch zu Gesundheitseinrichtungen zu kommen. Mobilität bedeutet den Zugang zu Grundbedürfnissen ebenso wie zu Lebensqualität. Dieser Zugang ist derzeit ungleich verteilt: In den größeren Städten können Menschen, die es sich leisten können, viele Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen.
Ein Auto ist zur Teilhabe meist nicht notwendig. Im ländlichen Raum sind die Wege weiter und der ÖPNV reicht oft nicht aus, um auch nur die Grundbedürfnisse zu erfüllen. Dabei können auf dem Land viele nicht mit dem eigenen Auto fahren, weil sie beispielsweise nicht alt genug dafür sind, weil sie es wegen einer Behinderung nicht können, weil sie es nicht (mehr) wollen oder es sich einfach nicht leisten können.
Jeder zehnte Haushalt auf dem Land hat kein Auto. Nur die Hälfte der Erwachsenen auf dem Land verfügt allein über ein Auto, die andere Hälfte kann also nicht immer selbstständig mit dem Auto mobil sein. Zahlreiche Menschen sind auf Fahrdienste angewiesen, die Zeit und zusätzliches Geld kosten. Viele Ältere nehmen sie nur selten in Anspruch, weil sie befürchten, damit zur Last zu fallen. Um das zu ändern und allen Menschen höhere Lebensqualität und einen besseren Zugang zu Grundbedürfnissen zu ermöglichen, müssen aus Sicht des VdK zwei Voraussetzungen dauerhaft und verlässlich erfüllt werden:
Barrierefreier Ausbau des ÖPNV
Erstens braucht es den flächendeckenden barrierefreien Ausbau eines zuverlässigen ÖPNV in der Stadt und auf dem Land, sinnvoll ergänzt durch Rufbussysteme. So können Menschen überall unabhängig und barrierefrei mobil sein und teilhaben. Das ist eine Frage sozialer Gerechtigkeit. Auch die bayerische Staatsregierung sieht, dass der Nahverkehr stark ausgebaut werden muss: Bis 2030 sollen sich die Fahrgastzahlen im Vergleich zu 2019 verdoppeln, heißt es in ihrer ÖPNV-Strategie. Tatsächlich lagen die Fahrgastzahlen 2023 aber deutlich unter denen von 2019. Um das eigene Ziel zu erreichen, muss die Politik demnach entschieden umsteuern.
Zweitens müssen sich alle Mobilität leisten können. Das Deutschlandticket ist ein guter und unkomplizierter Ansatz. Die Preiserhöhung auf 58 Euro im Jahr 2025 schadet aber der Idee und der Verbreitung des Tickets. Für viele Menschen ist es einfach zu teuer – sie können sich das Ticket nicht leisten. Zum einen braucht es deshalb eine Mitnahmemöglichkeit für Kinder, derzeit ist das Ticket gerade für zahlreiche Familien zu teuer. Zum anderen muss es ein einheitliches Sozialticket in Deutschland geben. Solange das nicht existiert, muss der Freistaat Bayern ein Sozialticket nach dem Vorbild anderer Bundesländer anbieten. Aktuell gibt es ein vergünstigtes Deutschlandticket in Bayern nur für Studierende, Auszubildende und Freiwilligendienstleistende. Das ist nicht ausreichend.
Gemeinsam mit anderen Organisationen, wie Gewerkschaften und Umweltverbänden, setzt sich der VdK Bayern im Externer Link:Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende Bayern für diese und weitere Ziele ein.