Für die ePA braucht es digitale Kompetenz
Unabhängige Patientenberatung Schwaben informiert über die Einführung der elektronischen Patientenakte

Im Laufe dieses Jahres wird die elektronische Patientenakte (ePA) für alle gesetzlich Krankenversicherten eingeführt. Welche Vor- und Nachteile das mit sich bringt, war Inhalt eines fachlichen Austauschs, zu dem die Unabhängige Patientenberatung Schwaben (UPS) die Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Institutionen aus der Region geladen hat.
Die Unabhängige Patientenberatung Schwaben ist ein Kooperationsangebot des Vereins Gesundheitsladen München und des VdK-Bezirks Schwaben. Zweimal wöchentlich beraten die Mitarbeitenden ratsuchende Patientinnen und Patienten in der VdK-Bezirksgeschäftsstelle in Augsburg. „Es gibt viele Fragen rund um die ePA“, berichtet Patientenberaterin Carola Sraier. Sie befürchtet, dass vor allem Ältere Probleme mit der digitalen Patientenakte haben werden, denn um die Daten zu verwalten, wird ein Computer, Tablet oder Smartphone benötigt.
In seinem Vortrag erläuterte Jürgen Kretschmer, Patientenberater beim Gesundheitsladen München und Referent für Digitales der Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen, den langen Weg vom Beschluss, Patientendaten digital zu speichern, bis zu dessen Umsetzung. Jedes Jahr wurden neue Akteure an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen, 2025 sind es Pflegeheime und -dienste, 2026 werden es Heilmittel-Erbringer wie etwa Physiotherapeuten oder Podologen sein. Um Zutritt zu dieser Infrastruktur zu bekommen, sind eigene digitalen Geräte notwendig. „Die ePA, das eRezept und andere digitalisierte Anwendungen fliegen nicht frei im Internet herum“, so Kretschmer.
Schnelle Entscheidungen
Die Einführung der ePA hat viele Vorteile: Darin sind alle relevanten Gesundheitsinformationen gespeichert und immer verfügbar, beispielsweise wenn ein Notfall eintritt. Das ermöglicht schnelle Entscheidungen, eine individuelle Therapie und eine sichere Medikation. Die gewonnenen Daten sind vor unberechtigtem Zugriff geschützt und können ohne Rückschluss auf Personendaten für Forschungszwecke verwendet werden.
Die ePA wird in der Regel von Ärztinnen und Ärzten, Kliniken und Krankenkassen befüllt. Patientinnen und Patienten haben das Recht, ebenfalls Dokumente abzuspeichern und ihre Daten einzusehen. Letzteres ist jedoch nicht so einfach, denn es sind nicht nur technische Geräte notwendig, sondern die Patientinnen und Patienten müssen sich bei ihrer Krankenkasse identifizieren und registrieren. Nutzen sie ein Tablet oder Smartphone, können sie die Daten via App verwalten. Wer lediglich einen PC besitzt, sollte sich ein Kartenlesegerät zulegen.
„Wir hören oft: Das hab’ ich nicht, das kann ich nicht“, erzählt Sraier. „Damit jede und jeder Zugang hat, hätten wir uns öffentliche Terminals gewünscht.“ Stattdessen hat jede Kasse eine Ombudsstelle eingerichtet, um Versicherte beim Umgang mit der ePA zu beraten und bestimmte Verwaltungsvorgänge in der ePA durchzuführen, wenn sie das selbst nicht können.
Recht auf Widerspruch
Patientinnen und Patienten haben jederzeit das Recht auf Widerspruch, beispielsweise ihre Daten an die Forschung weiterzuleiten. Sie können – allerdings nur via App – Daten verbergen, etwa bei einer psychischen Erkrankung. Und sie dürfen Angaben löschen. Bei einem Krankenkassenwechsel ziehen die Daten einfach mit um.
Menschen, die nicht mehr für sich selbst sorgen können, dürfen bis zu fünf Vertreterinnen und Vertreter benennen, die an ihrer Stelle die ePA verwalten. „Wir raten dazu, die Person einzusetzen, die auch die Vorsorgevollmacht hat“, so Sraier. Eine Lücke gibt es bei der Vertretung von Kindern, beispielsweise wenn sie bei getrenntlebenden Eltern aufwachsen.
„Die ePA wurde für Leistungserbringer und die Forschung konzipiert“, stellt Kretschmer abschließend fest. Sie grenze ältere Menschen aus und erfordere digitale Gesundheitskompetenz, über die nicht jeder verfügt. Kretschmer warnt davor, dass mit der ePA Diskriminierung droht, etwa bei psychischen Erkrankungen, was unbedingt verhindert werden müsse. Weiterhin spricht er sich dafür aus, dass die ePA mit und für Patientinnen und Patienten weiterentwickelt werden und barrierearm und mehrsprachig gestaltet werden muss.
Info
Die Unabhängige Patientenberatung Schwaben (UPS) bietet eine kostenfreie, unabhängige Patientenberatung an. Die persönliche und telefonische Beratung ist immer montags von 9 bis 12 Uhr sowie mittwochs von 13 bis 16 Uhr. Um Voranmeldung wird gebeten.
Kontakt:
Unabhängige Patientenberatung Schwaben
Afrawald 7
86150 Augsburg
Telefon: (0821) 20 92 03 71
E-Mail: Externer Link:schwaben@gl-m.de