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Mit dem VdK für mehr Teilhabe
Als junger Fußballer verletzt sich Dominik Müller an der linken Hand schwerer als gedacht. Es folgen jahrelange, zum Teil unerträgliche Schmerzen. Erst mit Amputation und Handprothese geht es besser. Doch sein Kampf ist nicht zu Ende.
![Dominik Müller hält mit seiner Handprothese ein Glas.](/assets/lv-bayern/_processed_/0/3/csm_2025_02_BY_Handprothese_236bd79339.jpg)
Beim Treffen in der Cafeteria einer Schmerzklinik am Starnberger See zeigt sich VdK-Mitglied Dominik Müller gut gelaunt. Er scherzt mit den Angestellten, plaudert über seine Leidenschaft Fußball und zeigt, wie seine Handprothese funktioniert. Doch häufig geht es ihm nicht so gut. Der 40-Jährige leidet unter dem chronischen Schmerzsyndrom CRPSkurz fürComplex regional pain syndrome.
Mit 18 Jahren fliegt ihm beim Fußball der Ball mit Wucht an die linke Hand. Er geht zum Arzt. Auf dem Röntgenbild sieht alles gut aus, und er bekommt einen Tapeverband. Zunächst hilft dies, so dass er weiter als Elektriker Solaranlagen installieren kann.
Doch nach einiger Zeit schwillt die Hand an, und die Schmerzen nehmen stark zu. Ein Orthopäde stellt ein Jahr nach dem Unfall per Ultraschall fest: Das Kahnbein, ein kleiner, versteckter Knochen, ist gebrochen. Er wird operiert. Doch der Eingriff kommt zu spät: Die Hand ist nicht mehr zu heilen, Nerven sind schon abgestorben.
Die Schmerzen bleiben und werden manchmal so schlimm, dass er weinend im Bett liegt. 17 Operationen, zahlreichen Schmerztherapien und Behandlungen mit Medikamenten und Psychopharmaka muss er sich unterziehen. Die Hand wird immer mehr zum schmerzenden Fremdkörper, und er überlegt, wie er sie los wird.
In einem Sanitätshaus in Passau lässt er sich Prothesen zeigen, und entscheidet sich dann, die Hand amputieren zu lassen. In Regensburg findet er einen Chirurgen, der zu diesem Eingriff bereit ist. Doch vor der Operation muss Müller weitere Untersuchungen und Therapien, vor allem auch psychischer Art, absolvieren. Zum Glück steht seine Frau, mit der er eine Tochter und einen Sohn hat, die ganze Zeit hinter ihm. So geht er schließlich im September 2023 optimistisch in die OPkurz fürOperation. Als er aufwacht, fehlen die linke Hand und zwei Drittel des Unterarms. Zunächst ist er erleichtert. Als seine Frau ihn am nächsten Tag besucht, weint er aus Sorge. Doch sie macht ihm klar, dass es so jetzt gut ist.
Streit mit Krankenkasse
Nach der Klinik geht er die nächsten Schritte an, um möglichst selbstständig sein Leben zu bestreiten. Schließlich will er sich nicht nur um seine Kinder kümmern, sondern auch sonst anpacken. Vom Sanitätshaus bekommt er die passende Handprothese. Allerdings muss er zunächst seine Krankenkasse überzeugen, die 85 000 Euro dafür zu bezahlen.
Viele weitere bürokratische Hürden folgen. Zum Glück hat ihn das Sanitätshaus an den Sozialverband VdK verwiesen. Seitdem unterstützen ihn die VdK-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in der Kreisgeschäftsstelle in Passau und beim Bezirk in Landshut. Müller hat einen Grad der Behinderung von 60 und bekommt volle Erwerbsminderungsrente, zunächst befristet. Denn an Arbeit ist aufgrund seiner körperlichen Einschränkungen und Schmerzen nicht zu denken. Er muss wöchentlich zur Physiotherapie, geht öfters ins Fitnessstudio, zum Psychiater und zum Therapeuten.
Seine Krankenkasse lehnt immer wieder Kostenübernahmen ab. So klagt er nun mit dem VdK, dass der Prothesenaufsatz fürs Radfahren bezahlt wird. Den 5000 Euro teuren Autoumbau und die Untersuchung, dass er wieder selbst fahren kann, hat er mit Spenden und aus eigener Tasche finanziert.
Trotz allem gibt Müller nicht auf. „Die Handprothese ermöglicht es mir, den Alltag besser zu bewältigen“, sagt er. Er trainiert wieder die Bambini in seinem Fußballverein, und im Frühjahr macht er die C-Trainer-Lizenz. Den Trainerposten einer Männermannschaft hat er schon sicher. Dominik Müller ist wieder am Ball.