Vielfalt, Solidarität und Wandel: VdK Bayern auf der 25. ConSozial
Seit 25 Jahren bringt die Messe ConSozial Fach- und Führungskräfte aus Sozialwirtschaft und Politik zusammen. Der VdK Bayern hat sein Angebot an einem Infostand vorgestellt und zu einer Podiumsdiskussion mit Verena Bentele eingeladen.
In ihrer Eröffnungsrede nannte Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf die zweitägige Messe ein „Aushängeschild für Bayern“. Die Sozialwirtschaft stehe für Innovation sowie für Zusammenhalt. Scharf wies aber auch darauf hin, dass angesichts klammer Kassen nicht mehr alles finanzierbar ist. „Wir können sozial nur so stark sein, wie wir wirtschaftlich stark sind“, betonte sie.
Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder sprach den Beschäftigten im Sozialbereich seine Wertschätzung aus: „Sie halten das Land am Laufen.“ Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels stehe der Freistaat vor großen Herausforderungen. Wichtig sei, Fachkräfte zu mobilisieren, die Zuwanderung qualifizierter Pflegekräfte zu ermöglichen und die hohe Qualität der Pflege zu sichern.
Michael Groß, Präsident der Arbeiterwohlfahrt, erinnerte daran, dass es 2,7 Millionen Kinder und Jugendliche mit Armutserfahrung gibt. Oft erreichen sie nicht einmal einen Schulabschluss. Um ihnen zu helfen, müsse man die Kommunen finanziell besser ausstatten. Ferner appellierte Groß an die Politik, die demokratische Gesellschaft und das Gemeinwesen zu stärken.
KI: Fluch oder Segen?
Gastrednerin Prof. Dr. Alena Buyx beschäftigte sich in ihrem Vortrag auf der Eröffnungsveranstaltung mit den ethischen Aspekten der Künstlichen Intelligenz (KI), die Fluch und Segen zugleich sein kann. Gerade in Berufsgruppen wie im Sozialbereich, wo ein eklatanter Fachkräftemangel droht, könne man Teile der Arbeit an die KI abgeben.
„Aber das Essentielle dieser Berufe – Empathie, Interaktion, Menschlichkeit – kann sie nie ersetzen“, betonte die ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. KI sei trotz ihrer ungeahnten Möglichkeiten nur ein Werkzeug, mit dem man verantwortungsvoll umgehen müsse. „Der Einsatz von KI muss die menschliche Entfaltung, Autorschaft und Handlungsmöglichkeiten erweitern und darf sie nicht verhindern. KI darf den Menschen nicht ersetzen“, zitierte sie aus einer Stellungnahme des Ethikrats.
Inklusiv arbeiten
„Wieviel Staat muss sein, damit Inklusion am Arbeitsmarkt gelingt?“ Darüber diskutierte VdK-Landesvorsitzende Verena Bentele mit Birgit Eiber, Leiterin „Inklusion in der BA und am Arbeitsmarkt“ bei der Bundesagentur für Arbeit, dem bayerischen Behindertenbeauftragten Holger Kiesel und Thomas Hammer, Leiter einer BRK-Senioreneinrichtung und Träger des Externer Link:Inklusionspreises „JobErfolg“. Die Moderation übernahm Dr. Bettina Schubarth, Pressesprecherin des VdK Bayern.
Die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung liege mit etwa elf Prozent konstant über der allgemeinen Arbeitslosenquote. Deshalb müsse der Staat strenger eingreifen, forderte Bentele: „Ich wünsche mir eine noch höhere Ausgleichsabgabe.“ Sie begrüßte ausdrücklich, dass Unternehmen, die trotz Verpflichtung keinen einzigen Schwerbehinderten beschäftigen, seit Januar 2024 die doppelte Ausgleichsabgabe zahlen müssen.
Birgit Eiber glaubt nicht, dass der Gesetzgeber eingreifen muss, um mehr Menschen mit Behinderung in Arbeit zu bringen. Stattdessen müsse man möglichst viele Arbeitgeber erreichen, damit sie das Potenzial von Menschen mit Behinderung nutzen. Zwar sei der Behördendschungel kompliziert, doch es gebe viele gute Unterstützungsmöglichkeiten. Sie wünscht sich mehr barrierefreie Arbeitsplätze, damit es einfacher wird, mehr Menschen mit Behinderung einzustellen.
Holger Kiesel wies darauf hin, dass Menschen mit Behinderung oft höher qualifiziert sind als andere Arbeitslose. „Da läuft im Moment jede Menge schief“, konstatierte er. Auch er spricht sich gegen einen strengeren Staat aus. Stattdessen solle man Arbeitgeber davon überzeugen, dass ihr Unternehmen durch die Einstellung von Menschen mit Behinderung viel gewinnt. Insbesondere weil sich dadurch das Betriebsklima verbessert. Das konnte Heimleiter Thomas Hammer nur bestätigen. 40 seiner 117 Beschäftigten haben eine Schwerbehinderung. „Es läuft gut, wir haben hochmotivierte Mitarbeiter, ein entspanntes Klima und ein tolles Miteinander.“
Bentele kritisierte abschließend, dass die Möglichkeiten zur Reha und zu Umqualifizierungen derzeit nicht ausgeschöpft werden. Immer stärker gehe es darum, Menschen in ihrem Berufsfeld zu halten, auch wenn sie ihre ursprüngliche Tätigkeit nicht mehr ausüben können.