Kategorie VdK-Zeitung Behinderung Teilhabe

Es zählt nur die Freude am Rhythmus

Von: Annette Liebmann

In der Konfettigarde der Regensburger Narragonia tanzen Kinder und Jugendliche mit Behinderung

Die Konfettigarde mit Lea (vorne, Dritte von rechts) und Stefanie (rechts).
Die Konfettigarde mit Lea (vorne, Dritte von rechts) und Stefanie (rechts). © VdK Bayern/Annette Liebmann

Die Regensburger Narragonia ist nicht nur Bayerns älteste Karnevalsgesellschaft, sondern hat auch eine besondere Tanzgruppe: Die Konfettigarde wurde nur für Kinder und Jugendliche mit Behinderung gegründet. Außerdem gibt es auch eine Inklusionsgarde für Menschen mit und ohne Behinderung.

Die Tür zum großen Saal geht auf, und die Prinzenpaare, die Präsidenten und sämtliche Tänzerinnen und Tänzer der Narragonia ziehen zum Takt der Musik ein. Mit dabei sind auch die „Konfettis“, Kinder und Jugendliche mit Behinderung, die als Erstes ihren Auftritt haben. Das Publikum klatscht begeistert, als die rot-weiß-gekleideten Mädchen und Buben über das Parkett springen. 

Nicht immer läuft alles rund. Ab und zu sieht sich jemand hilfesuchend zu den drei Trainerinnen um, die am Boden knieend die Tanzbewegungen „soufflieren“. Aber das macht niemandem etwas aus. Entscheidend ist die Freude am Tanzen, und mit ihrer guten Laune stecken die „Konfettis“ das Publikum an.

Seit 2020 gibt es die Konfettigarde, seit drei Jahren ist die 14-jährige Stefanie Schwarz dabei. Sie hat das Down-Syndrom und findet das Tanzen in der Garde „cool“. Besonders gut gefällt ihr, dass sie jede Woche trainieren kann und dabei ihre Freunde trifft, berichtet Mutter Andrea Schwarz. „Und sie liebt die Auftritte im Gardekleid.“

Stefanie wird für den Auftritt geschminkt.
Stefanie wird für den Auftritt geschminkt. © Silke van Arkel

Tolle Gemeinschaft

Ebenfalls seit 2022 tanzt Stefanies Freundin Lea Hablin mit. „Das macht mir großen Spaß, weil ich eine Liebe zum Tanzen habe“, sagt die 13-Jährige, die eine Entwicklungsverzögerung hat, begeistert. „Wir sind eine tolle Gemeinschaft, ich habe die besten Trainerinnen der Welt und hier viele Freunde gefunden.“ Auch ihre Mutter fühlt sich in dieser Gemeinschaft wohl, da sie sich mit anderen Eltern austauschen kann. Stefanie und Lea sind außerdem Mitglied in der Inklusionsgarde, die 2021 gegründet wurde. Hier studieren die Konfettis zusammen mit den Mitgliedern aus der Kinder-, Jugend- und Prinzengarde Showtänze ein. Die Gruppe hat schon mehrere Preise gewonnen, unter anderem den Inklusionspreis des Bezirks Oberpfalz 2023.

Auf die Idee, eine Tanzgruppe nur für Menschen mit Behinderung ins Leben zu rufen, kam der zweite Vizepräsident der Karnevalsgesellschaft, Christian Biersack. „Wir wurden bei Veranstaltungen immer wieder von Menschen mit Einschränkungen angesprochen, ob sie nicht bei uns mitmachen könnten“, erzählt er. Erst sei es gelungen, einen Faschingsfan, der einen Rollstuhl nutzt, erfolgreich einzubinden. „Dann haben wir uns die Frage gestellt, ob wir auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung integrieren und in einer Garde tanzen lassen können.“

Bei ihrer Gründung zählte die Konfettigarde zwölf Mitglieder. Zwischenzeitlich waren es 18, jetzt sind es 15. „Wir haben mit Start dieser Faschingssaison entschieden, die Konfettigarde zu verkleinern, weil wir die Gruppe optimal trainieren und betreuen wollen“, sagt Christian Biersack. Beim Training und bei Veranstaltungen sei vom Trainerteam um Verena Feuerer-Jaugstetter viel Geduld und Empathie gefragt, betont der Vizepräsident. Diese Arbeit sei aber etwas unglaublich Schönes. „Zu sehen, dass die ,Konfettis‘ und auch deren Eltern und Familienangehörige überaus glücklich sind, ist alle Mühe wert.“