Schulweg mit Hindernissen
Die Eltern eines blinden Mädchens kämpfen für die Kostenübernahme eines Einzeltransports ihres Kindes zur Schule. Dazu wendet sich die Mutter an die VdK-Kreisgeschäftsstelle Erding und an das VdK-Beratungstelefon „Leben mit Behinderung“.
Seit 2020 besucht VdK-Mitglied Olivia Mehler aus Garching das Blindeninstitut in München zur Schulvorbereitung. Nach Angaben von Susie Mehler wurde ihre schwerstbehinderte Tochter mit Pflegegrad fünf in dieser Einrichtung optimal gefördert. Allerdings stellte das Organisieren rund ums Bringen und Holen der Tochter die Familie immer wieder vor Herausforderungen.
Zu lang weg von daheim
Olivia konnte den Fahrdienst der angegliederten Schule benutzen. Doch dieser hätte sie morgens bereits um 7 Uhr abgeholt und erst nach 17 Uhr zurückgebracht. Die Eltern waren besorgt: Aus medizinischer Sicht war es für ihre damals vierjährige Tochter nicht zumutbar, so lange weg von zu Hause zu sein und sehr lange im Bus sitzen zu müssen. Familie Mehler kümmerte sich deshalb um einen Individualtransport.
Doch welcher Träger ist dafür zuständig? Das Blindeninstitut riet den Eltern, einen Antrag beim Bezirk Oberbayern zu stellen. „Wir haben dafür ein ärztliches Attest eingereicht, das bestätigt, dass Olivia ein so langer Tag behinderungsbedingt nicht zuzumuten ist.“ Bis der Bescheid der Behörde kam, vergingen Monate: Von September 2020 bis Mai 2021 mussten die Eltern die Tochter selbst zur Einrichtung bringen. Für den Rest des Schuljahrs wurden die Einzelfahrten bewilligt. Die Kosten wurden entsprechend von Mai bis August 2021 übernommen. Die individuelle Lösung klappte gut: Olivia war gegen 9 Uhr in der Einrichtung und wurde um 15 Uhr wieder abgeholt.
Auch die folgenden beiden Jahre bezahlte der Bezirk die Fahrten. Doch im Juli 2023 kam plötzlich ein Brief der Behörde, der die Mehlers irritierte: Ihnen wurde mitgeteilt, dass für die Einzelbeförderung die Regierung Oberbayern zuständig ist. „Da ging alles von vorne los. Es gab eine neue Ansprechpartnerin, und wir mussten die Situation erneut darstellen“, berichtet Susie Mehler. Von August 2023 bis Ostern 2024 bangte die Familie um die Genehmigung. Olivias Mutter musste sogar auf ihren Job verzichten, damit sie ihr Mädchen in den acht Monaten von Garching nach München ins Blindeninstitut bringen konnte.
Im Herbst kommt Olivia in die erste Klasse. Inzwischen haben die Eltern eine Möglichkeit gefunden, dass die Blindeninstitutsstiftung die Kosten für den Einzeltransport vorfinanziert. Dabei hat der Familie auch der VdK geholfen.
Ulrike Stemmer, Leiterin des Externer Link:Ressorts „Leben mit Behinderung“ beim VdK Bayern, bestätigt die Erfahrung von Familie Mehler: „Oft müssen Eltern von Kindern mit Behinderung um jede einzelne Leistung kämpfen, damit ihr Kind bestmöglich versorgt ist. Die Bürokratie ist kompliziert und überfordert, und Anträge stellen ist aufwendig. Das kostet viel Energie und Zeit, die die Eltern lieber mit ihren Kindern verbringen würden“, sagt die Expertin.