Kategorie VdK-Zeitung

Überschuldung wird wieder zunehmen

Von: Mirko Besch

Nach leichtem Rückgang 2024 rechnen Fachleute künftig mit Zuwachs

Eine Frau sitzt an einem Tisch. In der rechten Hand hält sie einen Stift, in der linken einen Zettel. Vor ihr liegen ihr Handy, ihr Kalender und weitere Zettel.
Höhere Lebenshaltungskosten, steigende Mieten und mehr Arbeitslosigkeit könnten die Überschuldung künftig verschärfen. © Imago/Zoonar

Die Zahl überschuldeter Verbraucherinnen und Verbraucher in Bayern ist im vergangenen Jahr nur leicht zurückgegangen. Zum Stichtag 1. Oktober 2024 wiesen 642.763 Einwohnerinnen und Einwohner Überschuldungsmerkmale auf – ein Rückgang von lediglich 1296 Personen (0,2 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr (2023: 2,9 Prozent). 

„Die privaten Verbraucherinnen und Verbraucher sind in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten sehr vorsichtig mit zusätzlichen Konsumausgaben“, erklärt Philipp Ganzmüller, Geschäftsführer von Creditreform München, das die Analyse für den sogenannten SchuldnerAtlas jährlich durchführt. Diese Zurückhaltung habe dazu geführt, dass die Zahl der überschuldeten Personen im Freistaat weiter rückläufig ist. 

Für 2025 rechnet Ganzmüller aber damit, dass die Zahl der überschuldeten Verbraucherinnen und Verbraucher insgesamt wieder zunehmen wird. „Viele, besonders ältere Menschen, sind durch hohe Energie- und Lebensmittelpreise der letzten Jahre in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Außerdem belasten hohe Kreditschulden nicht wenige deutsche Haushalte.“

Die Schuldnerquote, die die Zahl der überschuldeten Personen (über 18 Jahre) zur Einwohnerzahl ins Verhältnis setzt, ist im vergangenen Jahr in Bayern bereits etwas angestiegen, und zwar von 5,87 auf 5,93 Prozent. Ursache für diese Entwicklung ist jedoch der sogenannte Zensuseffekt. Nach der Volkszählung wurde die Einwohnerzahl im Freistaat nach unten korrigiert. Dies führte rechnerisch zu einem leichten Anstieg der Quote. 

Insgesamt ist der Anteil der überschuldeten Verbraucherinnen und Verbraucher in Bayern weiterhin niedriger als in anderen Bundesländern. Hinter dem Freistaat liegen Baden-Württemberg (6,74 Prozent), Thüringen (7,45 Prozent) und Brandenburg (7,54 Prozent). Schlusslichter bleiben Bremen mit 11,81 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 10,68 Prozent.

Regionale Entwicklung

In den 96 Landkreisen und kreisfreien Städten Bayerns hat sich die finanzielle Situation der privaten Verbraucherinnen und Verbraucher recht unterschiedlich entwickelt. 36 Regionen verzeichneten rückläufige Schuldnerquoten, während in 58 Landkreisen beziehungsweise kreisfreien Städten ein Anstieg festgestellt wurde. In zwei Regionen gab es keine Veränderung. 

Die niedrigste Schuldnerquote aller bayerischen Land- und Stadtkreise weist mit unveränderten 3,54 Prozent der Landkreis Eichstätt auf, gefolgt von den Landkreisen Erlangen-Höchstadt (3,86 Prozent) und Schweinfurt (4,04 Prozent) mit ebenfalls geringen Quoten.

In den kreisfreien Städten Bayerns ist die Schuldnerbetroffenheit weiterhin überdurchschnittlich hoch. Die höchste Schuldnerquote verzeichnet die Stadt Hof mit 12,24 Prozent. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr hat daran wenig geändert. Dahinter liegen die Städte Straubing (10,20 Prozent) und Nürnberg (9,56 Prozent). In München ist die Schuldnerquote erstmals seit 2019 wieder etwas gestiegen – von 7,24 auf 7,58 Prozent. Die Zahl der überschuldeten Verbraucherinnen und Verbraucher legte hier um 3674 Personen auf 94.036 Personen deutlich zu.