Eine gute und sichere Versorgung für alle
Expertinnen und Experten aus Gesundheitswesen und Politik tauschten sich beim VdK-Forum zur Kliniklandschaft der Zukunft aus. Einigkeit herrschte, dass eine bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten das Ziel sein muss. Nur wie?
Am Ende des zweitägigen Forums in München, an dem zahlreiche Ehrenamtliche und Hauptamtliche des VdK Bayern, des VdK-Bundesverbands, anderen Landesverbänden sowie Vertreterinnen und Vertreter von Sozialbehörden, Sozialgerichten und Krankenkassen teilnahmen, brachte es VdK-Landesvorsitzende Verena Bentele auf den Punkt: „Alle Beteiligten müssen sich im Sinn der Patienten am Riemen reißen.“ Sie forderte, den Parteienstreit endlich zu beenden und gemeinsam eine umfassende Gesundheitsreform zu beschließen. Denn darin waren sich alle Referentinnen und Referenten einig: Es besteht dringender Handlungsbedarf, um das deutsche Gesundheitssystem zukunftsfähig zu machen. Doch bei den Vorträgen der politisch Verantwortlichen zeigten sich noch deutliche Differenzen, wie dies erreicht werden kann.
Plädoyer für Reform
Eine Krankenhausreform wird ein langwieriger Prozess sein und muss daher bald in die Wege geleitet werden, sagte Bentele in ihrem Vortrag. Die bayerische Staatsregierung forderte sie auf, ihre Verweigerungshaltung aufzugeben und konstruktiv mitzuarbeiten. Das Patientenwohl muss bei allen Überlegungen im Mittelpunkt stehen. So muss beispielsweise beim Ausbau der ambulanten Eingriffe die Nachsorge deutlich ausgebaut werden, so Bentele. Für den Sozialverband VdK ist nicht entscheidend, dass es sehr viele Kliniken gibt, „sondern dass das richtige Krankenhaus an der richtigen Stelle steht“.
VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder hob in seiner Begrüßungsrede „das Recht auf Gesundheit“ hervor, wie es bereits Mitte des 19. Jahrhunderts Rudolf Virchow von der Berliner Charité formuliert hatte. Als größter Sozialverband ist der VdK auch der größte Interessenverband für Patientinnen und Patienten. Die Zukunft des Gesundheitsbereichs sehen viele VdK-Mitglieder, gerade im ländlichen Raum, mit großer Sorge. „Wir müssen ganzheitlich denken: Neben einer flächendeckenden ambulanten und stationären Versorgung muss es eine lückenlose medizinische und pflegerische Versorgungskette geben“, sagte Pausder.
Sabine Dittmar, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, warb für die geplante Gesundheitsreform. Die SPDkurz fürSozialdemokratische Partei Deutschlands-Bundestagsabgeordnete wies auf große finanzielle und strukturelle Probleme in der medizinischen Versorgung hin. Viele Krankenhäuser befänden sich in einer wirtschaftlich sehr schwierigen Lage. Sie plädierte für eine stärkere Spezialisierung. So hätten Krebspatienten deutlich höhere Heilungschancen, wenn sie nicht einfach in einer nahegelegenen Klinik, sondern in Krebszentren behandelt würden.
Bernhard Seidenath, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im bayerischen Landtag, sieht zwar auch Reformbedarf, kritisiert aber die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Wenn viele Kliniken geschlossen würden, verlängerten sich die Rettungswege, bemängelte der CSUkurz fürChristlich-Soziale Union-Politiker.
Prof. Dr. Christian Karagiannidis, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin an der Lungenklinik Köln-Merheim und Mitglied der Regierungskommission, mahnt dringend eine Einigung zwischen Bund und Ländern an. Bei einer Reform müsse Gleichheit und Gerechtigkeit für alle Patientinnen und Patienten hergestellt werden, sagte er. Es dürfe keine Unterschiede geben, egal wie jemand versichert ist oder wo er lebt. „Für den gesellschaftlichen Frieden ist es außerdem enorm wichtig, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen“, fügte Karagiannidis hinzu. Schließlich müsse die Qualität deutlich verbessert werden, auch durch eine Stärkung der Pflege.
Mehr Spezialisierung
Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern, sieht es ähnlich. Sie nennt es eine große Herausforderung, bei wachsender Nachfrage nach medizinischen Leistungen die Qualität zu verbessern und gleichzeitig die Beitragssätze für die Krankenkassen nicht ins Unermessliche zu steigern. Mehr ambulante Behandlungen und eine stärkere Spezialisierung bei planbaren Eingriffen sind für sie ein möglicher Weg.
Für eine Stärkung der Pflege sprach sich Generaloberin Edith Dürr aus. Wichtig seien neben einer besseren Bezahlung auch Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, um den Beruf attraktiver zu machen, sagte die Vorsitzende des Bayerischen Landespflegerats.
Der Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverband, Dr. Markus Beier, kritisierte, dass bei den Gesprächen zur Krankenhausreform nicht alle Betroffenen an einem Tisch sitzen. Sein Verband fehle zum Beispiel. Aufgrund der hohen Kosten der stationären Behandlung forderte er, den ambulanten Bereich auszubauen.
Kornelia Schaffhauser, Gesundheitsbeauftragte des Landkreises Wunsiedel, berichtete aus der Praxis über den Umbau des Klinikums Fichtelgebirge.
Die Referentinnen und Referenten bezeichneten den Austausch auf dem Forum als wichtig und bedankten sich daher beim Organisationsteam um Claudia Spiegel, Leiterin der Abteilung Sozialpolitik beim VdK Bayern.