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Arbeitskräfte gesucht? Gefunden!

Von: Dr. Bettina Schubarth

„Menschen bieten Chancen“ lautet das Motto der inklusiven Jobmesse in Regensburg. In den barrierefreien Veranstaltungsräumen des Jahnstadions drängten sich Besucherinnen und Besucher an den Ständen von 50 potenziellen Arbeitgebern. 

Man sieht den Inklusionsbeauftragten Frank Reinel im Jahnstadion in Regensburg.
Im Jahnstadion hat Regensburgs Inklusionsbeauftragter Frank Reinel den perfekten Veranstaltungsort für die inklusive Jobmesse gefunden. © VdK Bayern/Dr. Bettina Schubarth

Ein Gong ertönt. Acht Minuten vorbei, Platzwechsel. Job-Speed-Dating funktioniert wie ein Partnervermittlungsevent. Das Prinzip: Überzeuge dein Gegenüber in wenigen Minuten und entscheide schnell, ob ihr zueinander passt. Es geht nicht um Liebe, sondern um Teilhabe am Arbeitsmarkt. Denn die 20 Personen, die sich hier bei zehn Unternehmen vorstellen, haben eine Behinderung

Menschen wie sie sind doppelt so oft arbeitslos wie solche ohne Behinderung, und das, obwohl sie oft besser qualifiziert sind. Bundesweit waren im Mai 2024 über 173 000 arbeitslos gemeldet und damit 10 000 mehr als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig klagen viele Firmen über unbesetzte Stellen.

Vorurteile abgeschüttelt

Die Unternehmen, die bei der Externer Link:Jobmesse als Speed-Dater oder Aussteller dabei sind, haben ihre Vorurteile abgeschüttelt. Sie suchen aktiv nach guten Arbeitskräften. In Workshops und in Einzelgesprächen an den Ständen der Externer Link:Agentur für Arbeit, der Deutschen Externer Link:Rentenversicherung oder des Externer Link:Zentrum Bayern Familie und Soziales können sie sich zudem über die Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung beraten lassen. 

Sandra Dorfner stellt am Stand die Döpfer Schulen Regensburg vor. Dort werden Ausbildungen in Physiotherapie, Ergotherapie oder Massage angeboten. „Wer selbst eine Einschränkung hat, kann sich oft besser in einen kranken Menschen einfühlen“, weiß Dorfner. 

In Abensberg ist der Firmensitz von Kromberg & Schubert, ein weltweit tätiges Unternehmen, das an zahlreiche Automobilkonzerne Bordnetze, Verkabelungen und besondere Kunststoffe liefert.Fachkräftemangel sei ein großes Problem, sagt Sandra Obergießer von der Personalabteilung. Auf der Jobmesse  stellt sie viele Beschäftigungsmöglichkeiten vor, besonders im IT-Bereich.

Auch Handwerksbetriebe haben ihre Stände aufgebaut. „Bei uns ist der Holzweg der richtige!“ Damit wirbt die Bodenlegerfirma Max Hofmann aus Neutraubling um Auszubildende sowie Männer und Frauen, die anpacken wollen. Ein interessantes Berufsfeld auch für Menschen mit Einschränkungen. 

Job finden beim Speed-Dating

Zurück zur ersten inklusiven Jobmesse 2022. Lisa B.* war mit dabei. In ihrem Abschlusssemester Sozialpädagogik begann sie die Jobsuche. Wegen ihrer Körperbehinderung, das wusste sie, würde das nicht einfach sein. Über die Universität Regensburg hatte sie von der inklusiven Jobmesse erfahren und sich für die Teilnahme am Job-Speed-Dating beworben. „Die Organisation des Ganzen hat mich schwer begeistert“, erzählt sie. 

Einige Wochen vor der Messe bekamen die Teilnehmenden ein Coaching zur Vorbereitung. Die Bewerbungsunterlagen wurden optimiert, und es gab Gesprächstrainings. Beim Dating kam das VdK-Mitglied mit dem Inklusionsunternehmen Externer Link:Dimetria, einem VdK-Tochterunternehmen in Straubing, ins Gespräch. Ein Jahr später absolvierte sie dort ein Praktikum. Inzwischen hat sie eine feste Stelle im Psychosozialen Team des Partnerunternehmens Externer Link:BTZ Straubing. Dort betreut sie Menschen, die eine berufliche Bildungsmaßnahme absolvieren.

Frank Reinel kennt einige Erfolgsgeschichten, die von der Jobmesse angestoßen wurden. Der Regensburger Inklusionsbeauftragte ist aktiv im städtischen Arbeitskreis „Externer Link:Inklusiver Arbeitsmarkt“. Dort wird seit 2015 an Ideen für mehr Beschäftigung von Menschen mit Behinderung gearbeitet. Hier entstand die Idee zu dieser Jobmesse. Mit wenig Budget, viel Teamwork und guten Kontakten, etwa zur Handwerkskammer, lief es gleich beim ersten Mal sehr gut. So gut, dass inzwischen Ingolstadt mit demselben Konzept an den Start gegangen ist. Landshut, München und Nürnberg werden folgen. 

* Name von der Red. geändert

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