Kategorie VdK-Zeitung Behinderung Barrierefreiheit

Bayerischer Wald für alle

Von: Annette Liebmann

Nationalpark hat dank VdK-Mitglied Günter Sellmayer barrierearme Wege

Günter Sellmayer (vorne) gibt kostenlose Führungen und freut sich, dass mehrere Wanderwege im Bayerischen Wald für alle Menschen zugänglich sind.
Günter Sellmayer (vorne) gibt kostenlose Führungen und freut sich, dass mehrere Wanderwege im Bayerischen Wald für alle Menschen zugänglich sind. © Nationalpark Bayerischer Wald

Der Externer Link:Nationalpark Bayerischer Wald hat hohe Berge, tiefe Schluchten und bis zu 600 Jahre alte Bäume. Auf die Besucherinnen und Besucher wartet eine faszinierende Tierwelt und ein einzigartiger Urwald. Auch Menschen mit Behinderung können dort die Natur entdecken – auf mittlerweile vier Wander- und zwei Rundwegen.

Dass es in Deutschlands ältestem und größtem Wald-Nationalpark barrierearme Wege gibt, ist Günter Sellmayer zu verdanken. Das VdK-Mitglied hat 25 Jahre als Nationalpark-Ranger gearbeitet und war bei Wind und Wetter im Wald unterwegs. Wegen einer Erbkrankheit kann der Spiegelauer nun nicht mehr laufen. 

„Als mir bewusst wurde, dass es mit der Geherei zu Ende ist, habe ich mich dafür eingesetzt, dass der Nationalpark barrierefrei wird“, erzählt er in niederbayerischem Dialekt. „Ich wollte weiterhin im Wald unterwegs sein, und es war mir ein Anliegen, dass das auch andere Rollstuhlnutzerinnen und -nutzer tun können.“ 

Kostenlose Führungen

Sellmayer ist nicht nur fast täglich im Nationalpark unterwegs. Er gibt auch kostenlose Führungen – vor allem für Menschen, die wie er eingeschränkt mobil sind. Der 62-Jährige freut sich, „dass überall, wo es geht, möglichst allen Menschen ein Zugang zu unserer Waldwildnis ermöglicht wird“. 

2022 wurde als erster barrierearmer Weg der Rundweg „Externer Link:Libelle“ eingeweiht. Er ist 1,6 Kilometer lang und führt teils über breite Bohlenwege zum „Großen Filz“, einem einzigartigen und vielfältigen Hochmoor. Dort gibt es eine Aussichtsplattform und mehrere Sitzgelegenheiten.

Mit 3,1 Kilometern ist der 2024 eröffnete Rundweg „Externer Link:Ameise“ etwas länger. Er startet am Zwieslerwaldhaus in Lindberg und führt durch das Urwaldgebiet Mittelsteighütte mit mächtigen Tannen, Buchen und Fichten. Da es viel Totholz gibt, sind hier zahlreiche seltene Pilz- und Insektenarten zu entdecken.

Auf dem 1,3 Kilometer langen Erlebnisweg „Externer Link:Seebach“ kann man eine von Bibern und Borkenkäfern geschaffene Waldwildnis erleben. Der Erlebnisweg „Externer Link:Finsterauer Filz“ führt ins gleichnamige Hochmoor. Ebenfalls barrierearm ist der Bacherlebnisweg „Externer Link:Hirschgeweih“.

Der Erlebnisweg „Finsterauer Filz“ führt durch das renaturierte Hochmoor. Die Aussichtsplattform mit mehreren Sitzplätzen lädt zum Verweilen ein.
Der Erlebnisweg „Finsterauer Filz“ führt durch das renaturierte Hochmoor. Die Aussichtsplattform mit mehreren Sitzplätzen lädt zum Verweilen ein. © Nationalpark Bayerischer Wald

Perfekt umgesetzt

Fast alle Einrichtungen des Nationalparks sind mit Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen problemlos zu erreichen, beispielsweise das Nationalparkzentrum Lusen, das Hans-Eisenmann-Haus, das Tier- und das Pflanzen- und Gesteins-Freigelände, das Nationalparkzentrum Falkenstein sowie das Haus zur Wildnis. Barrierearm sind zudem der Baumwipfelpfad und die Natur-Kneippanlage Spiegelau. 

Damit nicht genug: Der Nationalpark hat zwei geländetaugliche E-Rollis angeschafft, die kostenlos und unkompliziert ausgeliehen werden können. Auch auf barrierefreie Toiletten und unterfahrbare Tische für Rollstuhlfahrer wurde geachtet, und in diesem Sommer wird ein barrierefreier Spielplatz eingeweiht. 

Der Vorstand des VdK-Kreisverbands Bayerwald hat den Rundweg „Libelle“ kurz nach seiner Eröffnung getestet. „Das ist perfekt umgesetzt“, sagt VdK-Kreisvorsitzender Thomas Auerbeck, der auch VdK-Berater für Barrierefreiheit ist. Schon die Hinfahrt mit barrierefreien Bussen und absenkbaren Rampen hat ihn begeistert. „Selbst in der Racheldiensthütte, wo wir eingekehrt sind, wurde darauf geachtet, dass sie für jeden zugänglich ist“, berichtet er. Nun überlegt der VdK-Bezirk Niederbayern, ob der jährlich stattfindende Inklusionstag im Naturpark Bayerischer Wald stattfinden soll.

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