Kategorie VdK-Zeitung Sozialpolitik

Sozial, bezahlbar, sinnvoll

Von: Dr. Bettina Schubarth

Diskussion um Finanzfragen auf dem VdK-Forum

VdK-Landesvorsitzende Verena Bentele mit den Gästen des zweiten Tags (von links): Alexander Hagelüken, Verena Bentele, Ivor Parvanov, Doris Rauscher und Kai Viehof.
VdK-Landesvorsitzende Verena Bentele und Moderator Alexander Hagelüken mit den Gästen des zweiten Tags (von links): Ivor Parvanov, Doris Rauscher und Kai Viehof. © VdK Bayern/Tina Würzburger

Sind Sozial- und Finanzpolitik Gegensätze? Darüber diskutierten in der Abschlussrunde des VdK-Forums VdK-Landesvorsitzende Verena Bentele, Landtagsabgeordnete Doris Rauscher und der Geschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Ivor Parvanov. Wirtschaftsjournalist Alexander Hagelüken übernahm die Moderation der Runde. 

Strauchelnde Wirtschaft, Bildungsmisere, Fachkräftemangel: Die Sorgenliste der Unternehmen ist lang. Die der Familien auch: 70 000 Kinderbetreuungsplätze fehlen. Und darunter leiden auch die Unternehmen. „Ich wünsche mir Demos von Arbeitgebern für eine bessere Kinderbetreuung“, sagte Verena Bentele zu Ivor Parvanov. Dieser machte den Eindruck, als könnte er sich mit einem solchen Gedanken gut anfreunden. Er zeigte sich grundsätzlich als Befürworter einer guten Sozialpolitik: „Es gibt niemanden in der Wirtschaft, der keinen starken Sozialstaat will.“ 

„Wirtschaft und Soziales gehören auf Augenhöhe“, sagte Doris Rauscher. „Steuerpolitik wäre ein starker Hebel zur gerechten Finanzierung.“ Fehlende Steuermittel plus Schuldenbremse seien bislang große Hemmnisse für sozialpolitische Aufgaben gewesen. 

 Landtagsabgeordnete Doris Rauscher auf dem VdK-Forum.
Diskutierte auf dem Podium: Landtagsabgeordnete Doris Rauscher. © VdK Bayern/Tina Würzburger

Bentele kritisierte, dass die Anpassung der Mütterrente mit dem schiefen Bild eines „teuren Rentengeschenks“ gekoppelt wird: „Diese gesellschaftliche Leistung verdient finanzielle Anerkennung. Das ist ein Gebot der Fairness. Unfair ist, dass die Rentenbeitragszahlenden dies bisher bezahlen müssen. Würden dafür Steuermittel verwendet, wären Arbeitnehmer und Arbeitgeber entlastet.“

Parvanov befürchtet auf lange Sicht einen Stellenabbau, wenn die Arbeitskosten für Unternehmen in Deutschland noch mehr steigen. Deshalb lehnte er auch höhere Sozialversicherungsbeiträge ab, wie sie aktuell etwa für die Pflegeversicherung diskutiert werden. Zudem kritisierte er das niedrige Arbeitsstundenvolumen und die frühen Verrentungen. 

Ivor Parvanov, Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft auf dem VdK-Forum in München.
Ivor Parvanov, Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, sieht Arbeits- und Erwerbstätigkeiten vom Staat zu stark belastet. © VdK Bayern/Tina Würzburger

Bentele konterte, dass viele Menschen gerne länger arbeiten würden, es aber aus gesundheitlichen Gründen nicht schaffen. Rauscher ergänzte, dass viele Frauen nach der Kindererziehung nicht mehr in qualifizierte Vollzeitjobs zurückfinden und deshalb Potenzial verloren geht. Auch zugewanderte Arbeitskräfte seien fürs Sozialversicherungssystem wichtig. Fazit der Runde: Gezielte sozialstaatliche Unterstützung steigert auch die Wirtschaftskraft.  

Mehr zum Thema